Historisches Archiv Schmelz
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Historisches Archiv Schmelz - Themensammlung


Das alte Zollhaus in Schmelz-Bettingen

Im alten Zollhaus wird die Schmelzer Geschichte erlebbar. In der französischen Zeit von 1680 - 1697 diente das Haus zur Erhebung von Straßen- und Brückenzoll. Später hat es als ältestes saarländisches Arbeiterhaus Arbeiter der Bettinger Eisenschmelze beherbergt.

Das Gebäude Marktstraße 24 hat sich als historisch wertvolles Relikt aus dem 17. Jahrhundert herausgestellt. Ein bauhistorisches Gutachten ist zu dem Schluss gekommen, dass der Ursprung des Gebäudes in einem von Kaufmann Wehr vor 1630 errichteten Gebäude liegt, das diesem als Lagerort für die Abgaben aus den hagenschen Besitzungen diente. Um 1682/1683 wurde ein repräsentativer Bau mit integriertem Wirtshaus errichtet, der als Station für die Erhebung von Brückengeld und Straßenzoll genutzt wurde. Um 1730 diente das Gebäude als Unterkunft für Arbeiter der Bettinger Eisenschmelze und ist damit das älteste Arbeiterhaus im Saarland.

Das "Alte Zollhaus" wurde im Rahmen des Projekts "Lebendige Mitte Bettingen" fachgerecht saniert. Ein Teil des Gebäudes bleibt zur Anschauung in seiner Ursprünglichkeit erhalten und dokumentiert das Leben einer Arbeiterfamilie im 17. Jahrhundert. Die übrigen Räume werden als Kultur- und Sozialforum genutzt.

Erst Zollstation des Sonnenkönigs...dann erstes saarländisches Arbeiterhaus

Das Gebäude wurde 1683 als königlich französische Zollstation zurzeit Ludwig XIV. erbaut.
Die damalige französische Verwaltung erhob Zoll- und Brückengeld, um den Bau und die Instandsetzung der Straßen und Brücken zu finanzieren. Die Zollstation an dieser Stelle war besonders günstig, da sich hier die erste steinerne Brücke über die Prims befand und die wichtige Verbindung zwischen Saarbrücken und Trier vorbeiführte.

Das Zollhaus umfasste eine Wohnung für den Steuereinnehmer und seine Familie, eine Schreibstube zur Abwicklung der Geschäfte, einen Schankraum und Schlafräume zur Verpflegung und Beherbergung von Reisenden.

Der Bau der Bettinger Eisenschmelze um 1700 durch Marquis Charles Henri Gaspard de Lénoncourt führte zu einem Zustrom von Arbeitern aus Luxemburg, Belgien und Lothringen und damit verbunden zu einem Wohnraummangel.

Das ehemalige Zollhaus an der Prims war durch Erbfolge im Besitz der Herren de Lénoncourt. Diese bauten es in den 1730er Jahren zu einem Arbeiterhaus um. Ohne Rücksicht auf die Statik des Gebädes wurden tragende Wände entfernt und Decken und Dachstuhl extrem verändert, um sechs gleich große Arbeiterwohnungen zu schaffen. Hier lebten Arbeiterfamilien in einfachen Verhältnissen.

Die Wohnungen bestanden jeweils aus zwei über die Stiege verbundene Räume, einem Wohnraum mit Feuerstelle im Erdgeschoss und einem Schlafraum im Obergeschoss. Gerichtsakten des Notariats Schaumberg aus dem Jahr 1738 belegen, daß im Gebäude fünf Hüttenarbeiter-Familien wohnten, die wegen Nachbarschaftsstreitigkeiten einen Gerichtsprozess führten.